Phagenomsequenzierung stellt eine wesentliche Methodik innerhalb der Mikrobiologie und Biotechnologie dar, die eine detaillierte Erforschung der genetischen Architektur von Bakteriophagen ermöglicht. Das Entschlüsseln dieser viralen Genome ist grundlegend für verschiedene Anwendungen, die von therapeutischen Innovationen bis hin zur Verbesserung unseres Verständnisses der Dynamik mikrobieller Ökosysteme reichen. Dieser Artikel untersucht die verwendeten Sequenzierungstechniken, die damit verbundenen Forschungsherausforderungen und die treibenden Anwendungen, die dieses Feld voranbringen.
Unterscheidbare genomische Eigenschaften und Forschungssignifikanz von Bakteriophagen
Als die am häufigsten vorkommenden biologischen Entitäten der Erde mit über 1.031 charakterisierten Arten weisen Bakteriophagen einzigartige genomische Architekturen auf, die sie von ihren bakteriellen Gegenstücken unterscheiden:
- Extreme Kompaktheit: Die Genüberlappung erreicht eine Dichte von 20-30%, wobei geschachtelte genetische Elemente vorhanden sind, in denen kodierende Sequenzen innerhalb anderer Gene liegen.
- Strukturelle Plastizität: Terminale Wiederholungen (z. B. COS-Stellen oder DTRs) ermöglichen dynamische Genomverpackungs- und Rekombinationsmechanismen.
- Lebensstil-Anpassung: Virulente (lytische) Phagen besitzen schlanke Genome, die keine Integrationsmechanismen aufweisen, während temperate (lysogene) Varianten Integrase-Gene tragen, jedoch typischerweise Lysis-Module weglassen.
Forschungsimperative: Die Analyse von Phagengenomen ist entscheidend für das Verständnis von Wirt-Interaktionen, evolutionären Entwicklungen und der therapeutischen Entwicklung. Lysogene Phagen vermitteln etwa 80 % des horizontalen Transfers von Antibiotikaresistenzgenen, während lytische Varianten außergewöhnliches Potenzial als präzise Waffen gegen arzneimittelresistente Krankheitserreger zeigen. Diese charakteristischen genomischen Merkmale ermöglichen direkt phagenzentrierte Lösungen für die Krisen der antimikrobiellen Resistenz.
Der Phagen-Sequenzierungs-Workflow: Von der Probenvorbereitung bis zur Datenanalyse
Mit dem Fortschritt der Phagenforschung sind optimierte Sequenzierungsabläufe – einschließlich Probenvorbereitung, Plattformauswahl und Bioinformatik – entscheidend geworden. Dieser Abschnitt beschreibt wichtige Strategien und Technologien entlang der Sequenzierungspipeline.
(1) Kritische Probenvorbereitungstechniken
Die Verarbeitung von hochwertigen Proben gewährleistet den Erfolg der Sequenzierung, insbesondere bei komplexen Matrizen. Wesentliche Optimierungen umfassen:
Konzentration & Reinigung
- Flüssige Proben (z. B. Wasser): Die Ultrafiltration konzentriert Phagen und erhöht die Nachweisempfindlichkeit.
- Komplexe Matrizen (z. B. Boden/Abwasser): Kombinieren Sie die tangentiale Flussfiltration (TFF) mit aufkommenden magnetischen Trenntechniken, um die Reinheit zu maximieren und gleichzeitig die Kontamination durch Wirtsorganismen zu minimieren.
Nukleinsäureextraktion
- Silica-Gel-Membranfiltration entfernt Salze und Inhibitoren aus DNA/RNA-Extrakten.
- RNA-Phagenstudien erfordern eine sofortige reversen Transkription, um die Integrität zu bewahren.
Wirt-Dekontamination
- Klinische Proben erfordern eine enzymatische Behandlung (DNase I/RNase A + Proteinase K; 37°C/1h), um Wirtsnukleinsäuren und -proteine abzubauen.
- Die sequentielle Filtration von 0,45 μm → 0,22 μm entfernt bakterielle Rückstände.
- Die negative Selektion mit magnetischen Perlen (mit Antikörper beschichtete Perlen) erreicht eine Bakterienentfernung von über 95 % in Sputumproben.
Anreicherungsmethoden
| Technik |
Protokoll |
Anwendung |
| Tangentialflussfiltration (TFF) |
Mehrstufige Filtration (0,45 μm → 0,22 μm) |
Abwasser/Boden; >90% virale Rückgewinnung |
| PEG-Fällung |
8-10% PEG8000, 4°C über Nacht Zentrifugation |
Klinische Flüssigkeiten; 50-100× Konzentration |
| CsCl-Gradientenzentrifugation |
Dichtescheidung (>24 Std.) |
Studien, die intakte Genome erfordern |
| Membranfiltration Immobilisierung |
Wirtfixierung auf 0,45 μm Membran + Adsorption |
Proben mit niedriger Konzentration; 100-1000× Titer |
Nukleinsäureextraktion
| Methode |
Leistung |
Überlegungen |
| Phenol-Chloroform |
Hohe Reinheit (A260/A280≈1,8); 60-70% Ausbeute |
Phenolrückstandsinterferenz |
| Qiagen Viral-DNA-Kit |
30-min ds/ssDNA-Extraktion |
- |
| RNA-Workflow |
DNase I + RT-PCR |
Verhindert die Kontamination von Wirts-DNA |
Workflow-Diagramm der separaten Extraktion (Tang X et al., 2023)
(2) Auswahl der Sequenzierungsplattform
Strategische Plattformausrichtung mit Forschungszielen gewährleistet optimale Datenqualität:
| Plattformtyp |
Stärken |
Einschränkungen |
| Short-Reads (Illumina) |
Ultra-hohe Genauigkeit (>99,9%); ideal für Metagenomik |
Fragmentierte Assemblierungen in repetitiven/GC-reichen Regionen |
| Langzeitlese (PacBio/Nanopore) |
Löst komplexe Wiederholungen; ermöglicht vollständige Haplotypen |
Höhere Fehlerquoten erfordern Korrekturen. |
| Hybride Montage |
Kombiniert die Genauigkeit von Kurzlese- mit der Kontinuität von Langlese. |
Optimal für strukturell komplexe Genome |
Spezielle Musteroptimierung
- Metagenomische Proben (virale DNA <0,1%): WGA oder LASL (Adapterligatur für ssDNA) implementieren
- Lysogene Phagen: Mit 0,5 μg/mL Mitomycin C vor der Sequenzierung induzieren
Qualitätskontrolle & Dekontamination
- FASTQC: Bewertet die Lesequalität und den GC-Gehalt.
- Trimmomatic: Entfernt Adaptersequenzen und niedrigqualitative Basen.
- Bowtie2/BWA: Filtert verbleibende Wirtsgenome.
Genomassemblierung und -politur
- Kurze Leseproben: SPAdes erstellt Entwurfsmontagen.
- Lange Leseartikel: Canu/Flye lösen Wiederholungen auf.
- Phageterm: Validiert terminale Wiederholungen für die Zirkularisierung.
Genannotierung
- Strukturell: Prodigal/GeneMark sagt ORFs voraus; tRNAscan-SE erkennt tRNA-Gene.
- Funktional: pVOGs und InterProScan annotieren Domänen; KEGG/GO klassifizieren Wege.
- Nicht-kodierende RNAs: Infernal identifiziert regulatorische Elemente (z. B. crRNAs).
Vergleichende Genomik
- VIRIDIC/VCONTACT2: Klassifizieren Sie Phagen anhand von Nukleotid-/Proteinähnlichkeitsnetzwerken.
- FastTree/RAxML: Rekonstruktion evolutionärer Beziehungen.
(4) Datenvisualisierung und -interpretation
- Genom-Kartographie:
- CIRCOS: Veranschaulicht strukturelle Merkmale und syntenische Regionen.
- IGV: Plattformübergreifende Visualisierung von Alignierungsdaten.
- Funktionale Netzwerk Analyse:
- Cytoscape: Kartiert Geninteraktionen, um funktionale Module und Anpassungsmechanismen des Wirts zu erhellen.
Um zu sehen, wie die Illumina-Plattform Phagenbibliotheken tief sequenzieren kann, siehe "Tiefe Sequenzierung von Phagenbibliotheken mit Illumina-Plattformen.
Kernherausforderungen und technologische Durchbrüche in der Phagenforschung
Herausforderung I: Nachweis von lysogenen Phagen - Die "Stealth-Assassinen"
Natur der Herausforderung
Lysogene Phagen entziehen sich der Erkennung, indem sie als Prophagen in die Chromosomen des Wirts integriert werden. Traditionelle Kulturmethoden erkennen weniger als 1 % der freien Phagen aufgrund von:
- Okulte Integration: Prophagen bleiben latent in Wirtsgenomen.
- Biomarker-Einschränkungen: Nur 60 % tragen Integrase-Gene (int), während die attP/attB-Stellen eine hohe Sequenzvariabilität aufweisen.
- Ökologische Risiken: Prophagen beherbergen häufig Antibiotikaresistenzgene (z. B. SUL1 im Boden) oder Virulenzfaktoren, was die pathogene Ausbreitung durch horizontalen Gentransfer beschleunigt.
Durchbruchslösungen
| Ansatz |
Protokoll |
Wirksamkeit |
| Induzierte Aktivierung |
0,5 μg/mL Mitomycin C → SOS-Antwort → 40-fache Erkennungssteigerung |
Verifizierung der Prophagenexzision mittels DESeq2-differenzieller Metagenomik |
| Multi-Omics-Screening |
CRISPR-Spacer-Abgleich → historische Infektionsrekonstruktion |
Identifiziert die Koevolution von Phagen und Wirten (z.B. Bacteroides-Systeme) |
| Einzelzellauflösung |
scRNA-seq + scVirome → korreliert mit Prophagen-kodierten Toxinen und Wirts-Transkriptomen |
Phase Genomics Quervernetzung → direkte Erfassung von Integrationsstellen |
| Maschinelles Lernen Mining |
SVM-Mustererkennung von Att-Site-Mutationen → 85% Sensitivität (z.B. Vorhersage von Ralstonia solanacearum) |
|
Herausforderung II: ORFan-Annotierung - "Funktionale Dunkle Materie"
Ursachen
- Hoher unbekannter Anteil: 40-50% der crAssphage-Gene haben keine Homologe; traditionelle Datenbanken (pVOGs/InterProScan) erreichen eine Annotationssensitivität von <20%.
- Komplexe Ursprünge: Horizontaler Gentransfer, Genüberdruck und Transposon-Domestikation treiben die Einzigartigkeit von Sequenzen voran.
Multidimensionale Lösungen
| Technologie |
Werkzeug/Modell |
Leistung |
| Tiefes Lernen |
PhageAI (BERT) |
>70% Funktions-/Lebensstilgenauigkeit |
| |
TPVPRED (ProteinBERT+CNN) |
Verbesserte Virulenzfaktor-ID |
| Strukturvorhersage |
AlphaFold2 |
Identifizierung des katalytischen Bereichs (z.B. RGP32-Hydrolase) |
| Genrekonstruktion |
Rephine.R (HMM-Fusion) |
Verbesserte Integrität des Kern-Gen-Sets |
| Funktionale Validierung |
CRISPR-Knockout |
Bestätigte ORFan-Rollen bei der Wirtslyse |
|
Prokaryotische Expression |
Enzymatische Verifizierung (z. B. 1.487 U/mg Lyase-Aktivität) |
Herausforderung III: Zusammenstellung repetitiver Sequenzen - "Genom-Puzzle"
Technische Engpässe
- Hochwiederholungsregionen: Terminale Wiederholungen (cos-Stellen) und Kapsid-Tandems (15-50 kb) fragmentieren Illumina-Assemblierungen (z. B. Vibrio harveyi Phage: 21 anfängliche Contigs).
- Algorithmische Fehler: Assembler missverstehen Wiederholungen als heterozygote Regionen (z. B. SPAdes-Missassemblierung).
Innovative Ansätze
| Strategie |
Plattform/Werkzeug |
Vorteil |
| Langzeit-Sequenzierung |
PacBio HiFi |
Umfasst 15-kb Wiederholungen (Q30>99,9%) |
| |
ONT R10.4 + Medaka |
Löst 100-kb Gencluster auf |
| Hybride Montage |
NächsterPolnisch |
Gerüst N50 ↑3-5× durch Fehlerkorrektur |
| Graphalgorithmen |
Phables |
49% vollständige Genomwiederherstellung ↑ |
| Endreparatur |
PhageTerm |
Verhindert das falsche Zirkulieren von linearen Genomen |
Herausforderung IV: Barrieren bei Boden-/Darmproben
Bodenphagen: Adsorption und geringe Häufigkeit
| Herausforderung |
Lösung |
Ergebnis |
| Tonadsorption |
Mg²⁺-Puffer + Sonikation |
30% Wiederherstellung ↑ |
| Huminsäurehemmung |
PVPP-Vorbehandlung |
PCR-Kompatibilität wiederhergestellt |
| Viral-DNA <0,1% Hintergrund |
WGA/LASL |
ssDNA-Nachweis aktiviert |
- Gut-Phagen: Engpässe bei der Wirt-Assoziation
- Wirtkultivierung: >80% der Darmbakterien benötigen maßgeschneiderte Medien (z. B. Häm/Vitamin K1); <1% Kultivierbarkeit.
- Plaque-freie Phagen: >60% nicht durch Plaque-Assay nachweisbar → FACS + Einzelzell-Sequenzierung (z.B. crAssphage).
- Wirt Vorhersage:
- PhiML: 50-70% Genauigkeit → verbessert durch CRISPR-Spacer-Abgleich
- Metagenomische Ko-Vorkommen: Gleichzeitige Analyse von Virom/Bakterien
Anwendungsszenarien: von der Grundlagenforschung bis zur industriellen Transformation
Biologischer Pflanzenschutz
Diese Studie isolierte einen neuartigen, langschwänzigen Bakteriophagen vB (Familie Siphoviridae), der speziell Xanthomonas oryzae (Xoo) angreift, den Erreger des bakteriellen Blattbrands bei Reis. Der Phage zeigte eine strenge Spezifität und lysierte nur Xoo, ohne andere nicht verwandte Bakterienarten zu beeinträchtigen.
Bedeutende Biokontrolleffizienz: In vitro erreichte die Phagenbehandlung innerhalb von 48 Stunden eine Reduktion der lebensfähigen Xoo-Zellen um 99,95 %. Wichtig ist, dass eine einzige Feldanwendung der reinen Phagenformulierung eine Krankheitsunterdrückung von 90,23 % über einen Zeitraum von 7 Tagen bot. Die Wirksamkeit war jedoch deutlich verringert, als Magermilch in die Formulierung integriert wurde. Diese Ergebnisse zeigen insgesamt das hohe Potenzial von Phagen vB als Biokontrollmittel für das umweltverträgliche Management des bakteriellen Blattbrandes bei Reis (Jain L et al., 2023).
Klinische Anwendungen der Phagentherapie
1. Intervention bei nekrotisierender Pankreatitis
Ein Patient mit einer multiresistenten Acinetobacter baumannii-Infektion wurde nach 245 Tagen Krankenhausaufenthalt erfolgreich entlassen, nachdem er das erste von der FDA genehmigte intravenöse Phagen-Cocktail zur Behandlung von nekrotisierender Pankreatitis erhalten hatte.
2. Nachgewiesene BBB-Durchdringung
In einem Fall von Enzephalitis nach einer Kraniotomie unterdrückte die intravenöse Phagenverabreichung erfolgreich die bakterielle Proliferation im zentralen Nervensystem, trotz eines verkürzten Behandlungsverlaufs. Dieses Ergebnis liefert klinische Beweise für den Phagentransit über die Blut-Hirn-Schranke.
3. Management von COVID-19-Koinfektionen
Unter vier kritisch kranken COVID-19-Patienten mit gleichzeitig bestehenden Infektionen durch carbapenem-resistente A. baumannii (CRAB) erreichten zwei die Entlassung und Rehabilitation durch eine mitfühlende intravenöse Phagentherapie (Li Y et al., 2023).
Bekämpfung der bakteriellen Resistenz
Phage VB/F14 zeigt ein erhebliches Potenzial im Kampf gegen carbapenem-resistente Klebsiella pneumoniae (CRKP) durch einen synergistischen Dreifach-Mechanismus:
- Gezielte Wirtslyse: Der Phage zeigt eine präzise Aktivität gegen weltweit verbreitete CRKP-Epidemieklone (ST11, ST14, ST15) und den KL24-Kapselserotyp. Die Infektion ist hochgradig produktiv, gekennzeichnet durch eine kurze latente Phase (20-30 Minuten) und eine große Freisetzungsgröße, die erhebliche virale Nachkommen pro infizierter Zelle freisetzt (F13: 56 PFU; F14: 87 PFU).
- Biofilm-Störung: VB/F14 bekämpft Biofilme effektiv über konzentrationsabhängige Mechanismen. Bei höheren Konzentrationen hemmt es direkt die Biofilmbildung. Niedrigere Konzentrationen ermöglichen seine Depolymerase-Aktivität, bestehende Biofilmstrukturen abzubauen, wodurch eingekapselte Bakterien in einen anfälligen planktonischen Zustand freigesetzt werden und ihre Empfänglichkeit für das Eindringen von Antibiotika erhöht wird.
- Widerstandsverzögerung: Der Einsatz eines Dual-Phagen-Cocktails (F13 + F14) hemmt erheblich das Auftreten resistenter CRKP-Mutanten. Diese Kombination verzögert das nachweisbare Bakterienwachstum um 7-10 Stunden im Vergleich zu Einzel-Phagen-Behandlungen und verringert somit das Risiko, dass Resistenzen durch Punktmutationen entstehen (Senhaji-Kacha A et al., 2024).
Überwachung von Bakterienpopulationen
Bakteriophagen fungieren als entscheidende Umweltsensoren und Regulatoren innerhalb von Bodenökosystemen. Diese Studie ist die erste, die die Anwendung der HI-C-Technologie zur Erfassung der in situ Phagen-Wirt-Dynamik vorstellt und dabei wichtige Anpassungsmechanismen aufdeckt:
- Stressinduzierte Überlebensänderung: Unter Trockenstress zeigen Phagen eine ausgeprägte Umstellung ihrer Überlebensstrategie von lytischen zu lysogenen Zyklen, was die Lysogenie-Raten um 70% erhöht. Dies beinhaltet die Inaktivierung freier Virionen und eine wirtsintegrierte Dormanz, wodurch die Überlebensfähigkeit der Population erhalten bleibt.
- Wirt-gesteuerte Koevolution: Phagen infizieren bevorzugt dürreresistente Actinobakterien. Diese "Trittbrettfahrer"-Strategie nutzt die Anpassungen des Wirts und verbessert die Resilienz der Phagen gegenüber Umweltstressoren.
- Ökologische Netzwerkmodulation: Phagenvermittelte Lyse der zentralen Mikrobenflora (45% Lyserate) löst einen viralen Abfluss aus, der Nährstoffe freisetzt, die die Gemeinschaftszusammensetzung und das funktionale Potenzial umstrukturieren.
- Generalistische Phagenproliferation: Nach der Dürre zeigen breitwirksame Phagen (empirisch identifiziert in 15 Bakterienklassen) einen Wettbewerbsvorteil und nehmen in ihrer relativen Häufigkeit um 30% zu. Diese breit gefächerte Infektiosität erleichtert eine schnelle Anpassung an Nischen (Wu R et al., 2023).
Bodenphagen-Wirt-Interaktionen, die mit Hi-C-Metagenomik aufgedeckt wurden (Wu R et al., 2023)
Vermittelte Übertragung von Antibiotikaresistenzgenen (ARGs)
Agrarpraktiken beeinflussen erheblich das Reservoir und die Mobilisierung von Antibiotikaresistenzgenen (ARGs) im Boden, wobei die phagenvermittelte Transduktion einen entscheidenden Weg darstellt. Wichtige Erkenntnisse zeigen:
Die Auswirkungen der Düngemittelanwendung variieren je nach Fraktion.
- Bakterielle Fraktion: Die Düngung mit frischem Rindermist oder Biosoliden erhöhte die bakterielle ARG-Häufigkeit (z. B. strA, SUL1) dramatisch. Eine Kompostvorbehandlung des Mistes milderte jedoch diesen Anreicherungseffekt erheblich.
- Phagenfraktion: Im Gegensatz dazu blieben die phagenassoziierten ARG-Spiegel von der Art der Düngung unbeeinflusst, was auf ihre Unabhängigkeit von kurzfristigen exogenen Einträgen hinweist.
Subklinische Antibiotika lösen selektive Transduktion aus.
- Die Exposition gegenüber Cefoxitin in einer Konzentration von 1/10 seiner klinischen Grenzwertkonzentration induzierte bakterienphagenvermittelte Transduktion, was zu einem vierfachen Anstieg des Widerstands von Boden-Coliformen führte.
- Ampicillin konnte auf einem vergleichbaren subinhibitorischen Niveau keine Transduktion induzieren. Dieser unterschiedliche Effekt könnte auf Variationen in der Expression des β-Lactamase-Gens zurückzuführen sein, die für die Transduktion erforderlich sind.
Beweise, die den Transduktionsmechanismus unterstützen
- Die quantitative Analyse ergab, dass die Häufigkeit des phagenassoziierten rrnS-Gens acht Größenordnungen niedriger war als die seines bakteriellen Gegenstücks, was die Seltenheit von Transduktionsereignissen (ungefähr 1 von 10⁸ Infektionen) verdeutlicht.
- Reinierte Phagenpräparationen bestätigten das Fehlen von bakterieller DNA-Kontamination. Entscheidend ist, dass eine erhöhte Resistenz nur auftrat, wenn lebensfähige Bakterien zusammen mit Phagen existierten, was die Transduktion von der aktiven Infektion abhängig macht (Ross J et al., 2015).
Zukünftige Richtungen und Ressourcenplattformen
Konvergierende technologische Trends
- CRISPR-Phagen-Synergie: Nutzung von CRISPR-basierten Systemen zur präzisen Bearbeitung von Phagen-Genomen, um deren Zielgenauigkeit und therapeutisches Potenzial zu erhöhen (z. B. demonstriert durch die Modifikation von Aeromonas-Phagen).
- Einzelzell-Multiomik: Anwendung integrierter Ansätze, wie z.B. Mikrofluidik-Chip-Technologie, um gleichzeitig die transcriptomischen Reaktionen des Wirts zu erfassen und die dynamischen Phageninfektionen in einzelnen Bakterienzellen in Echtzeit zu überwachen.
Wichtige Ressourcenplattformen für die Phagenforschung
PHANOTATE
- Typ: Genvorhersage-Tool (Algorithmus-basiert)
- Kernfunktion: Speziell für die Annotation von Phagen-Genomen entwickelt. Verwendet einen einzigartigen Algorithmus der Graphentheorie, um optimale offene Leserahmen (ORF) über alle sechs DNA-Leserahmen hinweg zu identifizieren. Das zugrunde liegende Prinzip geht davon aus, dass nicht-kodierende Regionen das Überleben von Phagen benachteiligen, indem intergenische Regionen und Genüberlappungen bestraft werden.
- Hauptmerkmale: Akzeptiert Phagen-Genomsequenzen (FASTA); gibt vorhergesagte protein-kodierende Sequenzen (CDS) in mehreren Formaten aus (GenBank, GFF, GFF3, FASTA, FAA).
- Umfang: Phagen-spezifische Genomanalyse.
Actinobacteriophage-Datenbank / PhagesDB
- Typ: Spezialisierte Kurationsdatenbank
- Kernfunktion: Zentralisiertes Repository zur Sammlung, Kuratierung und Verbreitung von Daten über Phagen, die Actinobacteria infizieren. Integriert globale Daten zu Genomsequenzen, Isolationswirten, Morphologien und Taxonomie, mit bedeutenden Beiträgen von akademischen Laboren.
- Hauptmerkmale: Ermöglicht das Durchsuchen, Suchen und Herunterladen von Phagen-Genomen (Sequenzen/Annotationen), vergleichende Analysen und den Zugang zu Bildungsressourcen.
- Umfang: Ausschließlich Actinobacteriophagen.
IMG/VR (Integrierte Mikrobielle Genome & Virome)
- Umfassende genomische Plattform
- Kernfunktion: Plattform für großangelegte Integration (gepflegt von DOE JGI), die das IMG/VR-Subsystem umfasst, das der Speicherung, Analyse und dem Vergleich von viralen (einschließlich Phagen) Genomen gewidmet ist. Aggregiert Sequenzen aus öffentlichen Quellen, metagenomischen Assemblierungen und JGI-Projekten.
- Hauptmerkmale: Bietet leistungsstarke Suchfunktionen, vergleichende Genomik (Annotation, funktionale Klassifikation, Phylogenie), Visualisierungstools und unterstützt den Upload/Analyse von Benutzerdaten.
- Umfang: Alle Viren, einschließlich Bakteriophagen.
Fazit
Die Phagen-Genomik hat sich von isolierten Techniken zu einem multidisziplinären Bereich entwickelt, der Experimentieren im Labor, Bioinformatik und künstliche Intelligenz integriert. Die sinkenden Kosten für Langsequenzierung (z. B. PacBio Revio, das bis 2025 auf etwa 1.000 USD pro Genom geschätzt wird) und das Aufkommen spezieller Analysetools beschleunigen die Entdeckung von viraler "dunkler Materie". Zukünftige Fortschritte erfordern Durchbrüche bei standardisierten Protokollen zur Probenvorbereitung, der integrierten Analyse von Cross-Omics-Datensätzen und einer robusten funktionalen Validierung von Phagen-Genen. Das Erreichen dieser Meilensteine ist entscheidend, um die vollständige Anwendung von Phagenressourcen im integrierten "One Health"-Rahmen zu realisieren.
Für weitere Informationen darüber, was Phagen-Sequenzierung ist, siehe "Was ist Phagen-Sequenzierung? Ein vollständiger Leitfaden für Forscher.
Referenz:
- Podlacha M, Węgrzyn G, Węgrzyn A. "Bakteriophagen - Gefährliche Viren, die inkognito agieren oder unterschätzte Retter im Kampf gegen Bakterien?" Int J Mol Sci2024 Feb 9;25(4):2107. doi: 10.3390/ijms25042107
- Li Y, Xiao S, Huang G. "Acinetobacter baumannii Bakteriophage: Fortschritte bei Isolation, Genomsequenzierung, präklinischer Forschung und klinischer Anwendung." Curr Mikrobiol. 30. April 2023;80(6):199. doi: 10.1007/s00284-023-03295-z
- Jain L, Kumar V, Jain SK, Kaushal P, Ghosh PK. "Isolation von Bakteriophagen, die Xanthomonas oryzae pv. oryzae infizieren, und genomische Charakterisierung des neuartigen Phagen vB_XooS_NR08 zur Biokontrolle von bakterieller Blattbrand bei Reis." Front Microbiol2023, 16. März;14:1084025. doi: 10.3389/fmicb.2023.1084025
- Tang X, Zhong L, Tang L, Fan C, Zhang B, Wang M, Dong H, Zhou C, Rensing C, Zhou S, Zeng G. "Lysogene Bakteriophagen, die Arsenresistenzdeterminanten kodieren, fördern die Anpassung bakterieller Gemeinschaften an die Arsentoxizität." ISME J. 2023 Jul;17(7):1104-1115. doi: 10.1038/s41396-023-01425-w
- Senhaji-Kacha A, Bernabéu-Gimeno M, Domingo-Calap P, Aguilera-Correa JJ, Seoane-Blanco M, Otaegi-Ugartemendia S, van Raaij MJ, Esteban J, García-Quintanilla M. "Isolation und Charakterisierung von zwei neuartigen Bakteriophagen gegen carbapenem-resistente Klebsiella pneumoniae." Front Cell Infect Microbiol2024 Aug 29;14:1421724. doi: 10.3389/fcimb.2024.1421724
- Wu R, Davison MR, Nelson WC, Smith ML, Lipton MS, Jansson JK, McClure RS, McDermott JE, Hofmockel KS. "Hi-C-Metagenom-Sequenzierung zeigt Phagen-Wirt-Interaktionen im Boden." Nat Commun. 2023 Nov 23;14(1):7666. doi: 10.1038/s41467-023-42967-z
- Ross J, Topp E. "Häufigkeit von Antibiotikaresistenzgenen in Bakteriophagen nach Düngung von Böden mit Milchviehmist oder kommunalen Klärschlämmen und Hinweise auf potenzielle Transduktion." Appl Environ Mikrobiol2015 Nov;81(22):7905-13. doi: 10.1128/AEM.02363-15